Sudelbuch Bernd Schwerdt,Mein FAZ-Fragebogen, Antworten von Bernd Schwerdt auf  nicht gestellte Fragen im FAZ-Fragebogen ,promession,ohrenlider,ent-/verhüllung,labyrinthe,
Knockin' on Jaybee's door

Private Homepage von Bernd Schwerdt, Hamburg                  


Heute habe ich eine Verabredung mit dem Direktor von Jaybee Ltd. Ich bin in West-Afrika, in Lagos, der Hauptstadt von Nigeria. Es ist Dezember und brütend heiss. In Nigeria ist jetzt Hochsommer. Es war nicht einfach, einen Termin bei Direktor Kolawole zu bekommen. Die Firma sitzt im 12. Stock entnehme ich dem Schild in der Eingangshalle des Hochhauses. Es sind erstaunlich viele Leute auf den Treppen unterwegs. Am Fahrstuhl angekommen wird mir klar, warum alle die Treppen benutzen. Auf einem grossen Stück Pappe steht handgeschrieben ”Out of order. Please use stairs”. Also, dann halt zu Fuss die 12 Treppen hoch.

Heute Nacht war, wie so oft, die Stromversorgung ausgefallen. Erst seit einer Stunde ist der Strom wieder da. Wenn der Strom weg ist, funktionieren weder die Klimaanlagen noch die Wasserversorgung. Dass die Klos in dem Gebäude kein Wasser für die Spülung haben, wird einem recht schnell klar. Es riecht im Treppenhaus wie in Hamburg in einem U-Bahnfahrstuhl.

Schwitzend und kurzatmig stehe ich jetzt endlich im 12. Stock. An der Tür hängt ein grosses Messingschild mit schwarzen Buchstaben. Jaybee Ltd. Headquarters. Eine Klingel gibt es nicht, Also klopfe ich. "Come in" ruft eine junge, männliche Stimme. Ich nehme die Türklinke in die Hand und will sie nach unten drücken. Aber die lässt sich nicht einen Zentimeter runterdrücken. Ist wohl noch abgeschlossen, denke ich mir.

Also klopfe ich noch einmal und von drinnen ruft es erneut "come in". Ich versuche es wieder, aber die Klinke lässt sich noch immer nicht nach unten drücken. Ich komme mir jetzt ein wenig blöd vor und denke, ich warte ganz einfach, bis jemand ‘rauskommt. Damit wäre mein Problem gelöst. Es kommt aber niemand in den nächsten 5 Minuten und mir läuft die Zeit weg.

Mit einem komischen Gefühl klopfe ich erneut, Von drinnen das junge, männliche und fast fröhliche “come in”. Das gleiche Spielchen wiederholt sich; die Tür lässt sich einfach nicht öffnen. Nun werde ich ungeduldig und ein wenig böse. Ich stelle mich so nah wie möglich an die Tür und zischel: “Why can't you simply open the door? I've an appointment with your director and i'm a little late already”. So schwer kann das ja wohl nicht sein, mir ‘mal eben die Tür zu öffnen, Man muss dazu allerdings den Allerwertesten hochkriegen, denke ich und verfluche den Burschen von der Rezeption. Auf der Treppe nach unten drehen sich zwei Angestellte, die mein Zischeln gehört haben, zu mir um und lächeln vergnügt.

Jetzt endlich höre ich Schritte näherkommen. Ich erwarte das Geräusch des Schlüssels, der im Schloss umgedreht wird. Nichts. Kein Schlüsselgeräusch. Jetzt bewegt sich allerdings die Türklinke. Aber nicht nach unten, sondern nach oben. Die Tür wird geöffnet. Der junge Mann von der Rezeption strahlt mich an. "You know" sagt er, die haben hier im ganzen Haus die Türgriffe verkehrt herum angebaut. Die meisten unserer Besucher wissen das allerdings....

BS 01/2009