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 “Am Besten ist es”, sagt Alf, “wenn der Wind über Nacht aus Südsüdwest geweht hat. Dann ist der Fang in der Regel ganz ordentlich.”
Alf und ich sind seit 5 Uhr morgens auf dem Vänern unterwegs. Der grösste See Schwedens ist zehnmal so gross wie der Bodensee und hat sich jetzt wieder beruhigt, nachdem es gestern mit bis zu 40km/h gestürmt hat. Hier in Medhamn habe ich mir vor 10 Jahren ein Haus gekauft.
Alf, mein Nachbar, ist 60, grauhaarig, klein und kräftig und immer lächelnd, wie er wohl schon als Kind gelächelt hat. Den Kutter hat er selbst gebaut. Er ist seit mehr als 10 Jahren Berufsfischer in Medhamn. Gestern hat er 10 seiner 200 m langen Stellnetze ausgebracht. Jetzt ist Saison für Zander und Barsch. Lachs fängt man zur Zeit nicht. Das Wasser ist im Juli zu warm.  Ein kurzer Blick in sein Notizbuch, in dem er recht kryptisch die Positionen seiner Netze notiert hat und wir nähern uns dem ersten Netz. Alfs Netze sind durch schwarze Bojen gekennzeichnet, jeweils eine am Anfang und Ende des Netzes. Zwischen diesen beiden Bojen dürfen andere Fischer oder Freizeitboote nicht durchfahren, um das Netz nicht zu beschädigen.
Es wird Ernst. Alf hat sich die leuchtendrote wasserdichte Latzhose übergestreift und legt das Boot längsseits und ich ziehe die erste Boje ins Boot. Dann wird die an der Boje befestigte Leine und der Anker ins Boot gezogen. Wir legen die ersten Meter Netz zwischen die grossen Gummirollen am Bug des Bootes und starten die Winde. Gespannt schauen wir, wie das Netz aus dem heute morgen noch bleigrauen See gezogen wird. Silbrig glänzend taucht der erste Fisch auf. "Ein Zander" ruft Alf, die Winde wird gestoppt, der Fisch aus den Maschen gezogen und in hohem Bogen in eine Kiste geworfen. Weiter geht’s, Tempo ist angesagt. Bei Alf sitzt jeder Handgriff und jedes Teil hat seinen Platz. Ich bin sicher, er kann die Netze auch mit verbundenen Augen einholen. Als nächstes haben wir einen Barsch im Netz. Da muss man höllisch aufpassen, dass man nicht in die stachelige Rückenflosse greift. Und jetzt hängt eine Maräne im Netz. Die Maräne verdirbt recht schnell, wenn sie nicht lebend gefangen wird. Ein Blick in die Kiemen sagt Alf, ob wir den Fisch mitnehmen oder ob er über Bord zu den schon wartenden Möwen geht. Jetzt taucht d as Ende des ersten Netzes aus dem Wasser auf und wir ziehen die Leine, den Anker und zuletzt die Boje ins Boot.
So geht es weiter bis zum Mittag. Dann sind alle Netze eingeholt. Am Ende hat es sich diesmal für Alf gelohnt. Der Fang war “in Ordnung”, sagt Alf, “wobei du als Fischer nie zufrieden bist. Die hohen Energiekosten, die harte Arbeit machen das Fischen nicht einfach. Ganz besonders im Winter geht das richtig auf die Knochen sagt Alf und zeigt mir seine Schwielen an den Händen. Aber die Arbeit in dieser grossartigen Natur entschädigt für Vieles.”
"Sag’ mal", frage ich Alf auf dem Heimweg, "wie isst du den Zander eigentlich am liebsten?" Von meinen Nachbarn in Medhamn habe ich gehört, dass Alf für jeden Fisch auch die entsprechenden Rezepte hat. "Also" sagt Alf und kratzt sich am Kinn. "Für mich gibt es beim Zander nur eine Art der Zubereitung. Du brätst die Filets in Butter, und streust etwas grobes Meersalz und eine Prise Pfeffer drauf. Dass du die Filets erst in die Butter legst, wenn die aufgehört hat zu zischen, weisst du ja wohl. Und dann sofort 'runter mit der Hitze. Ja, ja, sagt Alf, ich weiss schon, dass es zur Zeit in diesen vornehmen Restaurants Mode ist, die Hautseite an den Filets zu lassen und mitzubraten. Das ist aber nichts für mich. Übrigens, wunder Dich nicht, wenn sich die Filets beim Braten wölben und nur noch die Seiten des Filets auf dem Pfannenboden liegen. Das ist ein Zeichen für die Frische des Zanders. Ich lasse deshalb die Filets meist einen Tag im Kühlschrank ruhen, dann sind sie einfacher zu braten. Na ja, und als Beilage Salzkartoffeln. Die Kartoffeln stippe ich mir in die braune Butter. Einige machen sich dann auch noch Gemüse dazu. Meinetwegen, sagt Alf und kratzt sich am Kinn, muss das nicht sein. Dann schon lieber ein Filet mehr freut er sich und lächelt vergnügt.
BS 08/2008
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